1Still und öde steht der Väter Feste,
2Schwarz und moosbewachsen Pfort und Turm,
3Durch der Felsenwände trübe Reste
4Saust um Mitternacht der Wintersturm,
5Dieser schaurigen Gemache Trümmer
6Heischen sich umsonst ein Siegesmal,
7Und des Schlachtgerätes Heiligtümer
8Schlummern Todesschlaf im Waffensaal.
9Hier ertönen keine Festgesänge,
10Lobzupreisen Manas Heldenland,
11Keine Fahne weht im Siegsgepränge
12Hochgehoben in des Kriegers Hand,
13Keine Rosse wiehern in den Toren,
14Bis die Edeln zum Turniere nahn,
15Keine Doggen, treu, und auserkoren,
16Schmiegen sich den blanken Panzern an.
17Bei des Hiefhorns schallendem Getöne
18Zieht kein Fräulein in der Hirsche Tal,
19Siegesdürstend gürten keine Söhne
20Um die Lenden ihrer Väter Stahl,
21Keine Mütter jauchzen von der Zinne
22Ob der Knaben stolzer Wiederkehr,
23Und den ersten Kuß verschämter Minne
24Weihn der Narbe keine Bräute mehr.
25Aber schaurige Begeisterungen
26Weckt die Riesin in des Enkels Brust,
27Sänge, die der Väter Mund gesungen,
28Zeugt der Wehmut zauberische Lust,
29Ferne von dem törigen Gewühle,
30Von dem Stolze der Gefallenen,
31Dämmern niegeahndete Gefühle
32In der Seele des Begeisterten.
33Hier im Schatten grauer Felsenwände,
34Von des Städters Blicken unentweiht,
35Knüpfe Freundschaft deutsche Biederhände,
36Schwöre Liebe für die Ewigkeit,
37Hier, wo Heldenschatten niederrauschen,
38Traufe Vatersegen auf den Sohn,
39Wo den Lieblingen die Geister lauschen,
40Spreche Freiheit den Tyrannen Hohn!
41Hier verweine die verschloßne Zähre,
42Wer umsonst nach Menschenfreude ringt,
43Wen die Krone nicht der Bardenehre,
44Nicht des Liebchens Schwanenarm umschlingt,
45Wer von Zweifeln ohne Rast gequälet,
46Von des Irrtums peinigendem Los,
47Schlummerlose Mitternächte zählet,
48Komme zu genesen in der Ruhe Schoß.
49Aber wer des Bruders Fehle rüget
50Mit der Schlangenzunge losem Spott,
51Wem für Adeltaten Gold genüget,
52Sei er Sklave oder Erdengott,
53Er entweihe nicht die heilge Reste,
54Die der Väter stolzer Fuß betrat,
55Oder walle zitternd zu der Feste,
56Abzuschwören da der Schande Pfad.
57Denn der Heldenkinder Herz zu stählen,
58Atmet Freiheit hier und Männermut,
59In der Halle weilen Väterseelen,
60Sich zu freuen ob Thuiskons Blut,
61Aber ha! den Spöttern und Tyrannen
62Weht Entsetzen ihr Verdammerspruch,
63Rache dräuend jagt er sie von dannen,
64Des Gewissens fürchterlicher Fluch.
65Wohl mir! daß ich süßen Ernstes scheide,
66Daß die Harfe schreckenlos ertönt,
67Daß ein Herz mir schlägt für Menschenfreude,
68Daß die Lippe nicht der Einfalt höhnt.
69Süßen Ernstes will ich wiederkehren,
70Einzutrinken freien Männermut,
71Bis umschimmert von den Geisterheeren
72In Walhallas Schoß die Seele ruht.