1Kennst du sie, die selig, wie die Sterne,
2Von des Lebens dunkler Woge ferne
3Wandellos in stiller Schöne lebt,
4Die des Herzens löwenkühne Siege,
5Des Gedankens fesselfreie Flüge,
6Wie der Tag den Adler, überschwebt?
7Die uns trifft mit ihren Mittagsstrahlen,
8Uns entflammt mit ihren Idealen,
9Wie vom Himmel, uns Gebote schickt,
10Die die Weisen nach dem Wege fragen,
11Stumm und ernst, wie von dem Sturm verschlagen
12Nach dem Orient der Schiffer blickt?
13Die das Beste gibt aus schöner Fülle,
14Wenn aus ihr die Riesenkraft der Wille
15Und der Geist sein stilles Urteil nimmt,
16Die dem Lebensliede seine Weise,
17Die das Maß der Ruhe, wie dem Fleiße
18Durch den Mittler, unsern Geist, bestimmt?
19Die, wenn uns des Lebens Leere tötet,
20Magisch uns die welken Schläfe rötet,
21Uns mit Hoffnungen das Herz verjüngt,
22Die den Dulder, den der Sturm zertrümmert,
23Den sein fernes Ithaka bekümmert,
24In Alcinous Gefilde bringt?
25Kennst du sie, die uns mit Lorbeerkronen,
26Mit der Freude beßrer Regionen,
27Ehe wir zu Grabe gehn, vergilt,
28Die der Liebe göttlichstes Verlangen,
29Die das Schönste, was wir angefangen,
30Mühelos im Augenblick erfüllt?
31Die der Kindheit Wiederkehr beschleunigt,
32Die den Halbgott, unsern Geist, vereinigt
33Mit den Göttern, die er kühn verstößt,
34Die des Schicksals ehrne Schlüsse mildert,
35Und im Kampfe, wenn das Herz verwildert,
36Uns besänftigend den Harnisch löst?
37Die das Eine, das im Raum der Sterne,
38Das du suchst in aller Zeiten Ferne
39Unter Stürmen, auf verwegner Fahrt,
40Das kein sterblicher Verstand ersonnen,
41Keine, keine Tugend noch gewonnen,
42Die des Friedens goldne Frucht bewahrt?