Andreas Gryphius: Iv. Letzte rede eines Gelehrten auß seinem Grabe (1650)

1Wje eitel ist was wir hoch schätzen!
2Was ist das eilendts nicht vergeht?
3Wie flüchtig/ was vns kan ergetzen!
4Wie bald verfällt was jtzundt steht.
5Wie bald muß alles fleisch erbleichen!
6Wie plötzlich wirdt der mensch zur leichen!

72. Ach
8Vnd für der Welt zum wunder macht!
9Wenn nun der todt sein recht ausführet;
10Vnd vnser Geist in angst verschmacht.
11Was nützt doch aller Menschen wissen:
12Wenn wir die lassen augen schlissen?

133. Kom wer du bist hier kanst du schawen/
14Wo ich noch schawens würdig bin:
15Wie diß auff was wir Menschen bawen
16Ein einig augenblick reist hin.
17Ich bin ni
18Den so manch’ hoher sinn geehret.

194. Der
20Dem Erd’ vnd
21Vmbsonst ist nun mein weises sorgen.
22Jtzt schweigt der wolberedte mund!
23Ich der vorhin so viel durchlesen:
24Weis jtzt nicht was ich selbst gewesen.

255. Die beiden lichter/ die durch sehen/
26Der ewighellen li
27Vnd was in Lufft
28Vnd was nur anzutreffen war.
29Die schier was jeder dacht/ erfunden.
30Sindt blind/ vnd todt/ vnd gantz verschwunden.

316. Die zunge/ die Hertz/ Geist vnd leben/
32Gleich als ein donnerstrall durch ries:
33Die vber sterrnen kont’ erheben:
34Die in den Abgrund nieder sties:
35Die wilde können vor bewegen:
36Fault jtzt/ vnd kan sich selbst nicht regen.

377. Die Hände starren/ die geschriben/
38Was viel berühmbter Leuth ergetzt:
39Die hände die so viel getriben/
40Sind durch deß
41Hier ist das ende meiner reisen:
42Alhier verläst vns was

438.
44Hier hilfft kein kraut: der Mensch ist gras.
45Hier muß die schönheit selbst erbleichen.
46Hier hilft ni
47Hier hilft kein Adel; du bist Erden/
48Nicht ruhm: du must zu Aschen werden.

499. Hier hilft kein Purpur: kein gepränge.
50Die herrligkeit ist nur ein Traum.
51Vnd würd vns gleich die welt zue enge:
52Wir finden doch im grabe raum.
53Hier gilt nicht gelt: nicht greise haare.
54Der todt wirfft alles auff die Bahre.

5510.
56Stand/
57Vnd trage nichts denn diesen Kittel/
58Vnd den geringen Sarck mit mir.
59Mein nahme der noch scheint zue stehen
60Wird au

6111. GOTT dem wir rechnung vbergeben/
62Acht mein gelehrtes wissen nicht/

63Er fors
64Vnd ob wir was er hies verricht.
65Er will zwar weisheit mit viel kronen:
66Doch nur wenn sie jhm dient belohnen.

6712. Ade jhr gäste dieser Erden.
68Ich geh euch vor; jhr folget mir.
69Was ich jtzt bin/ mus jeder werden/
70Es galt mir heute; morgen dir/
71Ade/ diß mö
72Die gröste kunst ist können sterben.

(Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Andreas Gryphius (1616-1664)

* 10/02/1616 in Głogów, † 07/16/1664 in Głogów

männlich, geb. Gryphius

natürliche Todesursache - Schlaganfall

Dichter des Barock

(Aus: Wikidata.org)

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