1Auf der Burg haus' ich am Berge,
2Unter mir der blaue See,
3Höre nächtlich Koboldzwerge,
4Täglich Adler aus der Höh',
5Und die grauen Ahnenbilder
6Sind mir Stubenkameraden,
7Wappentruh' und Eisenschilder
8Sopha mir und Kleiderladen.
9Schreit' ich über die Terrasse
10Wie ein Geist am Runenstein,
11Sehe unter mir die blasse
12Alte Stadt im Mondenschein,
13Und am Walle pfeift es weidlich,
14— Sind es Käuze oder Knaben? —
15Ist mir selber oft nicht deutlich,
16Ob ich lebend, ob begraben!
17Mir genüber gähnt die Halle,
18Grauen Thores, hohl und lang,
19Drin mit wunderlichem Schalle
20Langsam dröhnt ein schwerer Gang;
21Mir zur Seite Riegelzüge,
22Ha, ich öffne, laß die Lampe
23Scheinen auf der Wendelstiege
24Lose modergrüne Rampe,
25Die mich lockt wie ein Verhängniß,
26Zu dem unbekannten Grund;
27Ob ein Brunnen? ob Gefängniß?
28Keinem Lebenden ist's kund;
29Denn zerfallen sind die Stufen,
30Und der Steinwurf hat nicht Bahn,
31Doch als ich hinab gerufen,
32Donnert's fort wie ein Orkan.
33Ja, wird mir nicht baldigst fade
34Dieses Schlosses Romantik,
35In den Trümmern, ohne Gnade,
36Brech' ich Glieder und Genick;
37Denn, wie trotzig sich die Düne
38Mag am flachen Strande heben,
39Fühl' ich stark mich wie ein Hüne,
40Von Zerfallendem umgeben.