Annette von Droste-Hülshoff: Ein milder Wintertag (1844)

1An jenes Waldes Enden,
2Wo still der Weiher liegt
3Und längs den Fichtenwänden
4Sich lind Gemurmel wiegt:

5Wo in der Sonnenhelle,
6So matt und kalt sie ist,
7Doch immerfort die Welle
8Das Ufer flimmernd küßt:

9Da weiß ich, schön zum Malen,
10Noch eine schmale Schlucht,
11Wo all' die kleinen Strahlen
12Sich fangen in der Bucht;

13Ein trocken, windstill Eckchen,
14Und so an Grüne reich,
15Daß auf dem ganzen Fleckchen
16Mich kränkt kein dürrer Zweig.

17Will ich den Mantel dichte
18Nun legen über's Moos,
19Mich lehnen an die Fichte,
20Und dann auf meinen Schooß

21Gezweig' und Kräuter breiten,
22So gut ich's finden mag:
23Wer will mir's übel deuten,
24Spiel' ich den Sommertag?

25Will nicht die Grille hallen,
26So säuselt doch das Ried;
27Sind stumm die Nachtigallen,
28So sing' ich selbst ein Lied.

29Und hat Natur zum Feste
30Nur wenig dargebracht:
31Die Lust ist stets die beste,
32Die man sich selber macht.

(Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)

* 01/10/1797 in Burg Hülshoff, † 05/24/1848 in Burg Meersburg

weiblich, geb. von Droste-Hülshoff

natürliche Todesursache - Lungenentzündung

deutsche Schriftstellerin und Komponistin

(Aus: Wikidata.org)

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