Andreas Gryphius: Iv. Mitternacht (1650)

1Schrecken/ vnd stille/ vnd dunckels grausen/ finstere kälte
2bedecket das Land/
3Jtzt schläfft was arbeit vnd schmertzen ermüdet/ diß sind der
4trawrigen einsamkeit stunden-
5Nunmehr ist/ was durch die Lüffte sich reget/ nunmehr sind
6Thiere vnd Menschen verschwunden.

7Ob zwar die jmmerdar schimmernde lichter/ der ewig
8schitternden Sterneu entbrand!

9Suchet ein fleißiger Sinn noch zu wachen? der durch be-
10mühung der künstlichen hand/
11Jhm die auch nach vns ankommende Seelen/ Jhm/ die an
12jtzt sich hier finden verbunden?
13Wetzet ein bluttiger Mörder die Klinge? wil er vnschuldiger
14Hertzen verwunden?
15Sorget ein ehren-begehrende Seele/ wie zuerlangen ein
16höherer stand?

17Sterbliche! Sterbliche! lasset diß dichten/
18morgen ach! muß man hin zihn!
19Ach wir verschwinden gleich alß die gespenste/ die vmb die
20stund vnß erscheinen vnd flihn.
21Wenn vnß die finstere gruben bedecket/ wird was wir wünd-
22schen vnd suchen zu nichte.

23Doch wie der gläutzende Morgen eröffnet/ was weder
24Monde noch
25So wenn der plötzliche Tag wird anbrechen/ wird was
26geredet/ gewürcket/ gemennt.
27Sonder vermänteln eröffnet sich finden vor deß erschreckli-
28chen GOttes Gerichte.

(Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Andreas Gryphius (1616-1664)

* 10/02/1616 in Głogów, † 07/16/1664 in Głogów

männlich, geb. Gryphius

natürliche Todesursache - Schlaganfall

Dichter des Barock

(Aus: Wikidata.org)

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