Ludwig Uhland: Metzelsuppenlied (1815)

1Wir haben heut nach altem Brauch
2Ein Schweinchen abgeschlachtet;
3Der ist ein jüdisch eckler Gauch,
4Wer solch ein Fleisch verachtet.
5Es lebe zahm und wildes Schwein!
6Sie leben alle, groß und klein,
7Die blonden und die braunen!

8So säumet denn, ihr Freunde, nicht,
9Die Würste zu verspeisen,
10Und laßt zum würzigen Gericht
11Die Becher fleißig kreisen!
12Es reimt sich trefflich:
13Und paßt sich köstlich:
14Bei

15Auch unser edles Sauerkraut,
16Wir sollen’s nicht vergessen;
17Ein Deutscher hat’s zuerst gebaut,
18Drum ist’s ein deutsches Essen.
19Wenn solch ein Fleischchen, weiß und mild,
20Im Kraute liegt, das ist ein Bild
21Wie Venus in den Rosen.

22Und wird von schönen Händen dann
23Das schöne Fleisch zerleget,
24Das ist, was einem deutschen Mann
25Gar süß das Herz beweget.
26Gott Amor naht und lächelt still,
27Und denkt: nur daß, wer küssen will,
28Zuvor den Mund sich wische!

29Ihr Freunde, tadle Keiner mich,
30Daß ich von Schweinen singe!
31Es knüpfen Kraftgedanken sich
32Oft an geringe Dinge.
33Ihr kennet jenes alte Wort,
34Ihr wißt: es findet hier und dort
35Ein Schwein auch eine Perle.

(Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Ludwig Uhland (1787-1862)

* 04/26/1787 in Tübingen, † 11/13/1862 in Tübingen

männlich, geb. Uhland

deutscher Dichter, Literaturwissenschaftler und Landtagsabgeordneter

(Aus: Wikidata.org)

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