1Der Kranke liegt auf dem heißen Pfühl.
2Im Fieber hat er die Nacht verbracht;
3Sein Herz ist müde, sein Auge verwacht.
4Er lauscht auf der Stunden rinnenden Sand;
5Er hält die Uhr in der weißen Hand.
6Er zählt die Schläge, die sie pickt,
7Er forschet, wie der Weiser rückt;
8Es fragt ihn, ob er noch leb' vielleicht,
9Wenn der Weiser die schwarze Drei erreicht.
10Die Wartfrau sitzt geduldig dabei,
11Harrend bis Alles vorüber sei. —
12Schon auf dem Herzen drückt ihn der Tod
13Und draußen dämmert das Morgenroth;
14An die Fenster klettert der Frühlingstag,
15Mädchen und Vögel werden wach.
16Die Erde lacht in Liebesschein,
17Pfingstglocken läuten das Brautfest ein;
18Singende Bursche ziehn über's Feld
19Hinein in die blühende, klingende Welt. —
20Und immer stiller wird es drin;
21Die Alte tritt zum Kranken hin.
22Der hat die Hände gefaltet dicht;
23Sie zieht ihm das Laken über's Gesicht.
24Dann geht sie fort. Stumm wird's und leer;
25Und drinnen wacht kein Auge mehr.