Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Mailied (1783)

1Der, in seiner Herlichkeit
2Wiederkehrend, Reiz und Segen
3Ueber Thal und Hügel streut!
4Seine Macht verjüngt und gattet
5Alles, was der grüne Wald,
6Was der zarte Halm beschattet,
7Und die laue Wog' umwallt.

8Tanz, o Jüngling, tanz, o Schöne,
9Die des Maies Hauch verschönt!
10Menget Lieder ins Getöne,
11Das die Morgenklocke tönt,
12Ins Gesäusel junger Blätter,
13Und der holden Nachtigall
14Liebejauchzendes Geschmetter;
15Und erweckt den Wiederhall.

16Flieht der Stadt umwölkte Zinnen!
17Hier, wo Mai und Lieb' euch ruft,
18Athmet, schöne Städterinnen,
19Athmet frische Maienluft!
20Irrt mit eurem Sonnenhütchen,
21Auf die Frühlingsflur hinaus,
22Singt ein fröhlich Maienliedchen,
23Pflücket einen Busenstrauss!

24Schmückt mit Kirschenblütenzweigen
25Euch den grünen Sonnenhut,
26Schürzt das Röckchen, tanzet Reigen.
27Wie die Schäferjugend thut!
28Bienen sumsen um die Blüte,
29Und der Westwind schwärmt sich matt,
30Schwärmt, und haucht auf eure Hüte
31Manches weisse Blütenblatt.

(Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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