Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Das Traumbild (1783)

1Die Seele füllt!
2Wann werd' ich dich an meinen Busen drücken,
3Geliebtes Bild?

4Wann mich am Bach', im Wehn der Pappelweide,
5Der Schlaf umwallt,
6Erscheinst du mir im weissen Abendkleide,
7Du Lichtgestalt!

8Du flatterst oft in früher Morgenstunde
9Durch mein Gemach,
10Und küssest mich mit deinem rothen Munde
11Vom Schlummer wach.

12Lang glaub' ich noch den Herzenskuss zu fühlen,
13Der mich entzückt,
14Und mit dem Strauss' an deiner Brust zu spielen,
15Der mir genickt.

16Jezt seh' ich dich, im Rauschen grüner Linden,
17Ein goldnes Band
18Um einen Kranz von Tausendschönchen winden
19Mit weisser Hand;

20Und bald darauf im kleinen Blumengarten,
21Wie Eva schön,
22Des Rosenbaums, des Nelkenstrauchs zu warten,
23Am Beete gehn.

24Erblick' ich dich, die ich vom Himmel bitte,
25Erblick' ich dich,
26So komm, so komm in meine Halmenhütte,
27Und tröste mich!

28Dir soll ein Beet, wo tausend Blumen wanken,
29Entgegenblühn;
30Ich will ein Dach von jungen Geisblattranken
31Für dich erziehn;

32Ins Paradies an deiner Brust mich träumen,
33Mein süsses Kind;
34Und froher sein, als unter Lebensbäumen
35Die Engel sind!

(Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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