Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Lebenspflichten (1783)

1Und des Harms vergessen!
2Eine kurze Spanne Zeit
3Ward uns zugemessen.
4Heute hüpft im Frühlingstanz
5Noch der frohe Knabe;
6Morgen weht der Todtenkranz
7Schon auf seinem Grabe.

8Wonne führt die junge Braut
9Heute zum Altare;
10Eh die Abendwolke thaut,
11Ruht sie auf der Bahre.
12Gebt denn Harm und Grillensang,
13Gebet ihn den Winden;
14Ruht bei hellem Becherklang
15Unter grünen Linden.

16Lasset keine Nachtigall
17Unbehorcht verstummen,
18Keine Bien' im Frühlingsthal
19Unbelauscht entsummen.
20Schmeckt, so lang' es Gott erlaubt,
21Kuss und süsse Trauben,
22Bis der Tod, der alles raubt,
23Kommt, auch sie zu rauben.

24Unserm schlummernden Gebein,
25Von dem Tod' umdüstert,
26Duftet nicht der Rosenhain,
27Der am Grabe flüstert,
28Tönet nicht der Wonneklang
29Angestossner Becher,
30Noch der frohe Rundgesang
31Weinbelaubter Zecher.

(Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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