1Still ist schon das ganze Dorf,
2Alles schlafen gangen,
3Auch die Vöglein im Gezweig,
4Die so lieblich sangen.
5Dort in seiner Einsamkeit
6Kommt der Mond nun wieder,
7Und er lächelt still und bleich
8Seinen Gruß hernieder;
9Nur der Bach, der nimmer ruht,
10Hat ihn gleich vernommen,
11Lächelt ihm den Gruß zurück,
12Flüstert ihm: „Willkommen!“
13Mich auch findest du noch wach,
14Lieber Mond, wie diesen,
15Denn auf immer hat die Ruh'
16Mich auch fortgewiesen.
17Mich umschlingt kein holder Traum
18Mit den Zauberfäden,
19Hab' mit meinem Schmerze noch
20Manches Wort zu reden.
21Ferne, leise hör' ich dort
22Eines Posthorns Klänge,
23Plötzlich wird mir um das Herz
24Nun noch eins so enge.
25Töne, Wandermelodei,
26Durch die öden Straßen,
27Wie so leicht einander doch
28Menschen sich verlassen!
29Lustig rollt der Wagen fort
30Ueber Stein' und Brücken,
31Stand nicht wer an seinem Schlag
32Mit verweinten Blicken?
33Mag er stehn! die Thräne kann
34Nicht die Rosse halten;
35Mag der rauhe Geißelschlag
36Ihm die Seele spalten!
37Schon verhallt des Hornes Klang
38Ferne meinem Lauschen,
39Und ich höre wieder nur
40Hier das Bächlein rauschen.
41Ich gedenke bang und schwer
42Aller meiner Lieben,
43Die in ferner Heimat mir
44Sind zurückgeblieben;
45Diese schöne Sommernacht
46Muß vorübergehen,
47Und mein Leben ohne sie
48Einsamkeit verwehen.
49Mahnend ruft die Mitternacht
50Mir herab vom Thurme;
51Ferne! denket mein! die Zeit
52Eilt dahin im Sturme!
53Unsre Gräber, denket mein!
54Sind schon ungeduldig! —
55Daß wir nicht beisammen sind,
56Bin ich selber schuldig.