1Der Gottheit Ehrfurchts-volle Tieffen, kan
keiner auf den Grund einsehn,
2Und seiner Vorsicht dunkle Wege, kan
3Wer sich mit blinder Dreistigkeit er-
4Der muß was
5Der arme Mensch traut seinem Wizze und seiner
6Wenn er von allen was
7Da komt er in ein Labirinth, da er von rechten
8Und folget einen falschen Licht, das ihn nicht leuch-
9Da dreht er viele Zweifels-Knoten, womit er den
10Womit er sich und andre strikket, und gänzlich in
11Daher entspringt der eitle Wahn: woher der Ur-
12Das ist das Räthsel jeder Zeit, das will er durch
13Daher entstehn die eitlen Fragen: Warum der Schau-
14Ein Garte der mehr scharfe Dornen, als süsse Ro-
15Warum so vieles Ungelük das wir an den und
16Da
17Sie denken eine ewge Güte, ist um der Menschen
18Die Weisheit hat so helle Augen, daß nichts ge-
19Der Allmacht würkender Befehl, kan alles augen-
20Gott trägt der Rache Donnerkeil, und ihren Bliz
in seinen Händen.
21Was sich demselben wiedersezzet zerschmettert gleich
22Was seinen Willen wiederbellet, verstummt vor
23Und dennoch sehn wir hie und da, das Böse auf der
24Das vielen Guten schädlich ist; warum wird es
25Wenn
26Und wenn ein jeder muß gehorchen, der Allmacht
27So kan es ja nicht anders seyn,
28Was hier im Reiche böses ist. So pflegt der Men-
29Und weil das nicht so gleich geschiehet; so macht er
30Daß
31Wie irrig ist doch der Verstand, der sich auf falsche
32Und das was sich hie gar nicht reimmt, in dem Ge-
33Zuerst schliest man aus falschen Grunde, soll
34So muß es darin wie wir denken, nach unsrer al-
35Die Allmacht muß die Bosheit steurn, den Weizen
36Solt er darüber gleich die Frucht die gut, verder-
37Jhr Menschen, die ihr also schliesset, bedenkt den
38Ist sie nicht gleich dem Weizen-Akker, darauf der
39Und Dorn und Diesteln ausgestreut, die mit den
40Soll
41So wird der Weize auch verlezzet. Ein König der
42Der Weisheit Regelmaas betrachtet, mit Klugheit
43Der Länder Wollfahrt übersieht, der muß auch oft
44Das Böse das im Staat aufgeht, mit einer wei-
45Sonst wird gar oft das Band der Völker, das in-
46Wenn er mit den gerechten Flammen, das Böse
47Gesezt es wär ein Unterthan, der durch ein unver-
48Durch List, durch tobende Gewalt, dem Landes-
49Der Fürste wenn er ihn bestrafte, durch seiner
50Der hätte dadurch auch die Frommen der ganzen
51Und diesen Fall zuvor gesehn, wie wären die gerech-
52Dadurch er andre mit verderbt, die es doch nicht
53Jhr lasset diese That nicht gelten, und nennt sie Un-
54Jhr glaubt vielmehr ein weiser König, erwarte ei-
55Da er die Würkung seines Grimms, an denen die
56Kan ohn der frommen Untergang, zur Rettung
57Gedenkt so macht es der Regierer, der dieser gan-
58Er duldet das verfluchte Böse, das unser Erbfeind
59Er läst es eine Zeitlang zu, daß Sünder wüten,
60Der Frommen dünngesäte Schaar, durch ihre List
61Damit nicht seines Grimmes Knechte, wie leider
62Das Gute mit dem Bösen tilgen, aus heilgen Ei-
63Des ewgen Wesens heilge Güt erträgt gar oft die
64Warum? weil er aus Langmuth liebt, die von ihm
65Er sucht sie wieder anzulokken, durch sein erbar-
66Wenn sie wie wild und scheuche Rehen, in wilde
67Er fähet sie durch seinen Zug, sie kehren um in
68Und fallen dem, den sie erzürnt, in tief gebeugten
69Der Sünder ändert seinen Wandel, er nüzt nun-
70Den er in unbekehrten Stande, durch Aergernis
71Hat
72Weil er im Licht zuvor gesehn, des Sünders Herz
73Verlezzet er sein heilges Wesen, wenn er das Bö-
74Damit das Gute nicht verderbe, was es dabei
75Wie wendet ihr dagegen ein: Ob
76Das Böse würklich in der That, zu einen guten
77So sehet nur in die Geschichte der alten Zeit, und
78Da werden uns viel tausend Proben, dies zu be-
79Doch nur ein Beispiel anzusehn, gedenkt was Jo-
80Wie er in bange Noth gestürzt, von
81Die Liebe des geneigten Vaters, erwekte ihm der
82Sie sezten ihn in Angst und Wehe, als er einst
83Der Haß des Neides Misgeburt, entflammte in
84Verschwörung zu der Rachbegier, die Unschuld warf
85Als ein Gefängnis, bis zum Tode. Jedoch der
86Erregte hier noch das Gewissen, und zog die Hand
87Zum Mord, durch die Natur zurük, der Rest der
88Erstikte noch in ihren Blut, der Rache mörderliche
89Sie liessen Joseph aus der Grube, verkauften ihn
90Er kam, als wenn ihn
91Hier denket, wer nicht weiter sieht: Regieret
92Warum bewegt ihn nicht die Qual, des Jacobs, je-
93Der seines liebsten Sohns beraubet, der kläglich
94Da man ihn Joseph ist zerrissen und von dem Wild
95Warum läst seine Güte zu, daß wilde Bosheit sol-
96Und daß der Kinder Trug und List dem Vater sol-
97Gerechter Himmel deine Schlüsse, spricht hier, die
98Die sind ohnmüglich gut zu nennen, noch bei uns
99Du kanst des Greisen bange Noth, sein ängstlich
100Der trüben Augen Zährengus, dabei sein Herz be-
101Und wirst doch nicht darob gerührt; du kanst der
102Und läst sie bei der Schaden-Frende, in heimlichen
103Du siehst die Unschuld wird gedrükt; und Joseph
104Da er die reine Tugend liebt, ob seiner Gottesfurcht
105Regierest du den Kreis der Erden, so müst es bil-
106So denken die des Höchsten Wege, wie er uns füh-
107Kommt sehet erst den Ausgang an, so werdet ihr
108Wenn er das Böse gleich zuläßt, die Güte doch
109Des Joseph armes Sclaven-Leben, war nicht so
110Weil ihn die Vorsicht Huld und Liebe des Herrn,
111Der Keuschheit reines Probestük, das brachte ihn
112Gott ließ es darum weislich zu, ihn herrlich wie-
der zu erretten,
113Er war in dem Gefangenhause, der ewgen Vorsicht
114Sah doch in seinen finstern Kerker, und gab ihm
115Er ward den andern fürgesezt, die in den Ketten
116Vor ihre Unvorsichtigkeit, vor ihre Uebelthat zu
117Hier in dem Fortgang der Geschichte, sieht man
118Der sich nun immer mehr ausbreitet, man merkt
119Wie
120Die an sich selber böse sind, dennoch zum Guten
121Daß Joseph erst erniedrigt wurde, daß muste da-
122Damit die Weisheit desto besser, ihn konte in der
123Sie schenkte ihn den Gnaden-Geist, der Träume
124Die sie in deren Sinn erwekt, die mit ihm in Ge-
125Er kündigte dem Oberschenken, die königliche Gna-
126Dem Becker daß er hängen solte, wie ihm in Traum
127Und beides traf auch richtig ein, der Schenke wur-
128Den brauchte
129Der HErr der alle Dinge siehet, in ihrer unsicht-
130Der alle künftgen Folgen kennet, die noch entstehn
131Der wolte, daß das Seegensland nach sieben fett
132Als ein gerechtes Strafgericht, so lang den Kum-
133Dies ward in einen dunklen Traume den Pharao
134Und als er seine Zeichendeuter, umsonst nach den
135Da fiel den Schenken wieder ein, daß ein Hebreer das
136Was man bei keinen weisen Mann in ganzen Kö-
137Da trennten sich die dunklen Wolken, die Josephs
138Der König der von ihm gehöret, ward durch ge-
139Den weisen Jüngling auch zu sehn, die Gnade gab
140Und er vermochte gleich den Traum, nach seiner Deu-
141Welch ein verändertes Geschikke, ein Sclave wird
142Der im Gefängnis tief gesessen, besteigt die Stuffen
143Und wird ein königlicher Rath, der nahe an den
144Und durch die Klugheit das regiert, was des Mo-
145Sehn wir der Schikkung weises Fügen, wie wun-
146In Joseph krummen Lebens-Lauffe, und wie es
147So müssen wir gerührt gestehn, daß
148Das Böse, wenn er es zuläst, dennoch zum gu-
149Er lässet über seine Kinder, oft alle Trübsals-Wet-
150Damit sie nach den trüben Wolken, die Sonne de-
151Er führt sie in einen Thränen-Thal, nach Bochim;
152Nach Elim wo ein voller Bach, zu ihrer Lust und
153Er lässet sie durch Kreuzes-Wege auf harten Stei-
154Damit sie nach der schweren Reise, ein Land voll
155Dies zeiget, der in Unschuld siegt, des Herz ein
156Der Joseph, der der Bosheit Raub, in einen herr-
157Die Welt gleicht einen Jrregarten, und dem ver-
158Worin die Quer und Kreuzes-Wege, so wunderbar
159Daß man gar keinen Ausgang sieht, weil die ver-
160Wenn uns des Weges Weiser fehlt, der uns den-
161Der HErr der über alles siehet, und auch nach sei-
162Dem Anfang, Fortgang und das Ende, auf ein-
163Der sieht wie alles kommen muß, befördert unsern
164Und Heiligkeit ist seine Schnur, die Weisheit ist
165Damit er uns verborgen führet, wie uns der kla-
166Den man Verwundrungs-voll erkennet, wenn al-
167Und dies noch weiter einzusehn, so gebe man nur
168Auf
169Die Theurung kam drauf in das Land, und fraß
170Den Vorrath des Getreides weg, den sie in Ca-
171Da suchte jeder vor sein Leben, bei allgemeiner
172Bei Joseph der zuvor gesammlet, das Korn zu sei-
173Des alten Jacobs sein Geschlecht, begab sich auf
174Und suchte in Egyptenland beim unbekannten Jo-
175Der Vater der den Sohn verlohren, und den Ver-
176Des Himmels hart Geschik beklaget, erfährt wie
177Der liebste Sohn muß ihn ernährn, damit vorhin
178Er hört zulezt das Joseph lebt, und in Egypten wie-
179Die Brüder die ihm längst verkauffet, die kauffen
180Als einen theuren Landes-Vater in Demut zu der
181Den sie vorhin verfolgt, gehaßt den müssen sie mit
182Den sie vorhin in Noth gebracht, der muß sie wie-
183Seht das Vergeltungsrecht des Höchsten, der Bru-
184Sie mit Gefangenschaft bedrohen; da musten sie
1851 Mos. 42, 21. Das haben wir dadurch verdient, daß
wir den Bruder liessen quälen
186Als wir mit falscher Lust ansahn, die Küm-
mernissen seiner Seelen.
187Doch endlich brach sein liebreich Herze, das von ge-
188Er machte sich mit Freuden-Thränen, als der ver-
189Und zeigte wie des Höchsten Wink, zum Guten
190Wenn Menschen in der argen Welt, mit List auf
191Der alte Jaeob der von Kummer, und vielen Jah-
192Sieht den gefundnen Joseph wieder, wird durch
193Und lebt gleichsam von neuen auf, da er vorher
194Die Sorge, Furcht und Schmerz gebleicht, ge-
195Jhr die ihr euch so leicht verirret, wenn ihr ver-
196Wie der Erhalter aller Dinge, des Schiksals krum-
197Erwegt wie doch der Ausgang zeigt, daß er kein
198Vielmehr durch seine Weisheit sucht, was wir ver-
199Lernt wie wir leicht in Glauben scheitern, wenn
200Des göttlichen Verhängnis wagen; wenn wir die
201Mit unsres Geistes düstren Blik, da wir das eig-
202Aus einen blinden Frevelmuth, nach unsrer Ein-
203Lernt hie, wie man bei allen Dingen, den Aus-
204Eh man von den verborgnen Wegen, von
205Ein Urtheil der Gedanken fällt; weil wir sonst leicht
206Das Jrrlicht blendender Vernunft, zu unsern richt-
207Es ist nicht möglich, daß wir Menschen auf dieser
208Warum der Höchste zugelassen, daß dies verhindert,
209Wer dies aus Aberwiz verlangt, der will was er
210Und sich in seiner Einbildung zu GOttes dunklen
211Dahinter der Verstand erblindet, und die Vernunft
212Wenn sie sich gar zu hoch erhebet, und über ihre
213Genug in dieser Sterblichkeit, daß uns von
214Erfahrung und die heilge Schrift, Exempel vor die
215Die voll von seiner weisen Güte. Wer hätt an Jo-
216Daß
217Wie wir aus der Geschichte sehn; so macht ers
218Es muß ihn jezt noch eben so, nach seinen weisen
219Und können wir es nicht begreiffen, warum uns
220Gedult! die Dunkelheit vergehet, wenn sie ein
221Der Offenbahrung klares Wort hat uns, was die
222Als eine leuchtende Latern, in heller Deutlichkeit
223Sie lehret uns ein heilig Wesen, daß ein gerechter
224Das nach der Weisheit stets regieret, und sich be-
225Der gütig und barmherzig ist. Sie lehrt ohn alles
226Das was uns in der Welt betrift, wird er zu un-
227Denn nichts geschicht in seinen Reiche, was nicht
228Wenn dieses nur das Herze gläubet; so wird die
229Die einer weisen Vorsicht traut; und auf dem Fels
230Kan unsre Wollfahrt allemahl, wie Noä Schif die