Christian Hofmann von Hofmannswaldau: Von der letzten zeit (1697)

1Was ist ein tag/ ein jahr? die zeit von hundert jahren/
2In welcher aus der welt viel tausend seelen fahren/
3Ein spiel das vielen kurtz/ und vielen lang muß seyn/
4O mensch nim alle zeit genau in augenschein!
5Ein tag kommt/ dessen macht die jahre wird verschlingen/
6Ein jahr kommt/ dessen lauff nicht mehr wird tage bringen/
7O wunderbares jahr! o wunderbarer tag!
8In welchem auffersteht/ was in den gräbern lag/
9Wer soll nicht alle tag an dieses jahr gedencken/
10Das aller zeiten stand wird in zwey theil verschrencken/
11Wo stete trauer-nacht/ wo stetes freuden-licht/
12Des himmels wollust-strahl/ der hölle marter sticht.
13Jhr freches laster-volck/ ach lasset alle tage
14Zu beyden ohren ein des letzten tages klage:
15Nun muß die gantze welt vor ihrem richter stehn/
16Der keiner sünde zeit läst ungestrafft hingehn.
17Wolt ihr/ o sterblichen! nicht mit der zeit verderben/
18So legt die zeit wohl an im leben und im sterben;
19Der ist klug/ der wird fromm/ wer stets denckt an die zeit/
20Wenn ihn ein augenblick setzt in die ewigkeit.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)

* 01/01/1616 in Breslau, † 04/18/1679 in Breslau

männlich

deutsch-schlesischer Lyriker und Epigrammatiker, Politiker und Diplomat

(Aus: Wikidata.org)

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